Mobbing in der Schule und ich war früher DAS Opfer

Viele die mich kennen, die wissen nur ab einen gewissen Zeitraum von mir und meiner Person.
Über meine Grundschulzeit habe ich kaum bis gar nicht darüber gesprochen. Für mich ist es ein Tabu-Thema und ich habe auch mit wenigen noch Kontakt. Manche würden sagen, dass es nichts ungewöhnlich sei. Denn mit der Zeit trennen sich die Wege. Bei mir ist es aber ganz anders.

Es fing schon bereits im Laufe der ersten Klasse an. Als ich eingeschult worden bin, gab es ein Kind in meiner Klasse welches den gleichen Vornamen hatte wie ich. Sie war auch die mich immer wieder angefeindet und auch körperlich angegriffen hatte. Ich kann es mir nicht erklären warum? Lag es daran, dass ich den gleichen Vornamen habe wie sie auch oder passte ihr meine Nase nicht?
Ich kann es mir bei besten Willen nicht erklären und habe bis heute keine Antwort auf meine Frage gefunden.
So gesehen war sie auch eine Art Anstifterin und Anführerin. Egal was gewesen ist, ich war für sie der Sündenbock. Zwei oder drei, oder auch eine ganze Klasse gegen eine Person zu hetzen, dass war für sie alltäglicher Sport.  Ich habe es früher nie begriffen, warum dieses Mädchen mich so gehasst hatte.

Meine Klassenlehrerin nahm mich auch nicht einmal in Schutz. Wenn Elternsprechtag war, dann hieß es das ich angefangen hätte und nach Streit suchen würde. Nie wurde mir ein Wort geglaubt, dass dieses Mädchen angefangen hat , sie sagte immer das ich selber schuld wäre. Nie hat meine Lehrerin gesehen, dass dieses Mädchen angefangen hat mich zu schlagen. Sie hatte sich erst eingemischt, wenn ich versucht hatte mich zu wehren.
In der Kinderseele tut sowas verdammt weh, wenn keiner richtig zuhört oder im schlimmsten Fall ernst genommen wird.
Meine Eltern haben alles mögliche versucht: Kontakt zu den anderen Eltern zu suchen- da hieß es "die Kinder müssen es alleine unter sich klären!".. oder ich wäre auch kein Kind von Traurigkeit und würde ständig anfangen und meine Eltern sollten gefälligst was an der Erziehung bei mir ändern. Wie gesagt von meiner Lehrerin konnte ich keine Hilfe erwarten und die Schulleitung stellte ihre Ohren ebenfalls auf taub.
An einen schnellstmöglichen Schulwechsel haben meine Eltern auch gedacht. Aber es hieß, dass es schwer bis gar nicht möglich wäre. Die Schulleitung und meine Klassenlehrerin haben es förmlich abgewimmelt. Mir der Begründung; die Klassen wären bereits voll und ich müsse in die Schule gehen, welche in meiner Umgebung sei. Die hätten ganz andere Lernmethoden mit denen ich nicht klar kommen würde.  Mit anderen Worten, meine Klassenlehrerin trug auch einen Teil dazu bei, mich weiterhin den Kindern auszuliefern die mich tagtäglich quälten! Sie hatte wirklich nur ihre Lieblingsschüler gehabt. Tja, meine Eltern besaßen kein eigenes Kino, hatten auch keine Edel-Boutique oder kein Restaurant gehabt, von dem meine Lehrerin profitieren konnte und ua auch die Noten zu beeinflussen. Mein Vater war ein einfacher Beamter bei der Stadt gewesen und arbeitete wenn es sein musste auch mit dem Bürgermeister zusammen. Nur mein Vater hat es nicht eingesehen meine Noten gegen einen Gefallen der Lehrerin zu tun. Ein neues Klettergerüst für den Schulhof oder mehr Geld für Projektwochen zur Verfügung zu geben.

Hinzu kam es, dass sehr viel über meine Körperfigur gelacht wurde. Ich war als Kind weder zu dick noch zu dünn. Selbst mein Kinderarzt empfand mich nicht für Übergewichtig und auch nicht nah an der Grenze. Ich war normal! Ich war eher unvorteilhaft angezogen, in den 80ern trug man auch als Kind teilweise Karottenhosen, bunte Querstreifen Pullis und leichte Puffärmel. Aber ich war keines falls zu übergewichtig!

Als Kind wollte ich schon dazu gehören, Freunde haben und einfach nicht mehr alleine in den Pausen sein. Man hat mich überall ausgeschlossen und wenn im Sportunterricht "Völkerball" war, dann war ich die letzte und wurde in irgend einen Team reingepackt. Die Begeisterung hielt sich bei meinen Klassenkameraden in Grenzen. Ich höre heute noch den Satz: Wehe! Du wirst als erstes getroffen!!
Die schnellste und beste war ich in Sport nun mal halt nicht. Deshalb habe ich immer versucht auf der Bank zu bleiben und habe zugesehen. Da fühlte ich mich sicherer, konnte nichts falsches machen und mir konnte keiner was tun.

Wenn Wochenende und Ferien waren, da habe ich mich zuhause wohl gefühlt. In meiner vertrauten Umgebung. Weil ich genau wusste. ich habe meine Ruhe vor allen anderen und niemand kann mir was antun.
Aber sofern Sonntagabend war, da bekam ich Bauchschmerzen, mir wurde schlecht und konnte sehr schlecht die Nächte schlafen. Weil ich Angst hatte wieder geärgert, gehänselt und verprügelt zu werden. Ich habe unter Alpträume gelitten, kehrte immer mehr in mich hinein. Mir fiel es schwer Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Klasse zu knöpfen. 
An einem Heiligabend stand ich nach der Bescherung weinend vor meinen Eltern und äußerte den Wunsch: nicht mehr in die Schule gehen zu müssen.
Wenn mir mal nichts getan wurde, dann habe ich auf den Heimweg 5 Kreuze gemacht. Aber überwiegend habe ich mehr geweint, Angst gehabt und war am ganzen Körper mit blauen Flecken und Kratzern bedeckt gewesen. Ich wollte nicht mehr, manchmal dachte ich auch als Kind an Selbstmord.
Weg! Mich will doch eh keiner haben!!


Wieso konnte und wollte mir denn niemand helfen? Warum macht man mich als Person so schlecht? Wie können Menschen so herzlos sein? Kinder können untereinander grauenvoll sein!!! Erwachsene auch und meine Lehrerin nahm mir das, was ich mir zu meiner Kindergartenzeit versprochen hatte: Eine sehr liebevolle Person, die zu jeden einzelnen Schüler hält. Egal ob die Noten gut oder schlecht waren und jede "Macke" an ihren Schülern liebt. Einfach eine gute und liebevolle Lehrerin. Die hatte ich allerdings nicht bekommen!
Meine Mutter war oft in der Schule und hat versucht Gespräche mit meiner Lehrerin zu suchen, nur wie gesagt; ich war für alles die Schuldige.

Als ich in der vierten Klasse gekommen bin und ich wusste, dass bald der reguläre Schulwechsel in die weiterführende Schule kommt, war es für mich ein Blick nach vorne. Eine neue Chance. Weg von dieser scheiß Klasse! Weg von denen die mich immer ärgerten. Weg von der einen blöden Kuh die meinen gleichen Namen hat und ständig anfing Streit und Stress suchte.
Nur ich muss zugeben, dass ich zu diesen Zeitpunkt eine blöde Dummheit getan habe.
Ich habe eine andere Klassenkameradin beklaut. Eigentlich verstand ich mit ihr relativ gut und bereue es zu tiefst.. Es war ihr Stiftetui gewesen.
Ich weiß nicht mehr genau, warum ich das getan habe. Zugegeben ich fand das Etui schon schön. Aber zu klauen, danach bin ich nicht erzogen worden und es wäre mir nicht in den Sinn gekommen.
Bei  einen unaufmerksamen Moment von den anderen habe ich es einfach eingesteckt.
Irgendwann ist es aufgeflogen. Ich muss es vor der ganzen Klasse zugeben und dem Mädchen das Etui zurück geben. Das war kein schöner Moment für mich. Dadurch fühlte ich mich noch mehr gedemütigt und der Klasse ausgeliefert. Es kam auch vor, dass ich hin und wieder mal die Schule geschwänzt habe. Mein Vater war eh von früh morgens bis nachmittags im Büro gewesen. Aber meine Mutter hatte Wechselschichten in dem Laden gehabt, wo sie mal gearbeitet hatte, da habe ich die Chance genutzt und bin einfach zuhause geblieben. Ich wollte absolut nicht mehr in die Schule gehen. Aufgeflogen ist es zum Glück nie das ich blau gemacht habe...

Meine Eltern haben nichts in der Erziehung falsch gemacht. Ich hatte Zuhause eine unbeschwerte Kindheit gehabt, habe alles bekommen was ich wollte. Meine Eltern gaben mir immer das Gefühl das ich gut behütet bin. Im Kindergarten verlief auch alles super.
Es lag einfach daran, dass ich nach Aufmerksamkeit bei den anderen aus meiner Klasse gesucht habe und diesen nicht bekam. Das sich damit die Situation mit dem Diebstahl für mich um so mehr in der Schule verschlimmern würde, dass war mir nicht bewusst.
Man darf nicht vergessen, ich war zu diesen Zeitpunkt ein Kind. Hilflos, alleine und so gesehen hatte man mir 4 Jahre Kindheit  geraubt, mein Selbstbewusstsein genommen in dem man mich beleidigt mit "fette Kuh"und "fettes Schwein". Obwohl ich nicht mal ansatzweise dick gewesen bin. Dennoch fühlte ich mich so wie man mir es eingeredet hat.
Sowas prägt! Kinder lassen sich schnell manipulieren und ihr Selbstbewusstsein dadurch nehmen!

Ich weiß, dass entschuldigt nicht das was ich getan habe. Klauen ist schlimm, klauen ist Strafbar! Aber ich stehe zu dem was ich getan habe und bereue es heute auch noch!!

Als endlich der Schulwechsel in die 5te Klasse kam. Da konnte ich endlich mit allen abschließen.
Dennoch hatte ich nach wie vor diese Angst gespürt, Angst wieder gehänselt und geschlagen zu werden.. Doch es kam ganz anders:
Ich bekam eine neue Lehrerin und einen Lehrer, die waren für unsere Klasse die Ansprechpartner für alle gewesen. Auch meine neuen Mitschüler waren super drauf gewesen. Auch mit den Jungs verstand ich mich ganz gut. Von der ersten Pause an, bin ich einfach von anderen Mädchen aus meiner Klasse einbezogen worden. "Komm doch einfach mit!"- hieß es. Obwohl sie mich nicht mal kannten, gaben sie mir das Gefühl ein Teil von ihnen zu sein. Eine Gemeinschaft! Oh das war so toll!!
Niemand aus meiner alten Klasse war da gewesen und konnte mir nichts mehr tun.
Es gab einfach nichts, was mich an die alte Zeit erinnert hätte. Es war eigentlich ein Neuanfang.

Eigentlich,....!

Da man mich in der Grundschule so übel über meinen Körper hergezogen hatte, habe ich bereits in den Sommerferien kurz vor dem Schulwechsel angefangen nichts mehr essen zu wollen. Ich empfand es eklig und alles, egal ob eine Möhre oder ein Apfel gesund und Nahrhaft ist, würde mich nur noch dicker machen.- habe ich gedacht.
Ohne Frühstück und ohne was vorher gegessen zu haben, bin ich so zur Schule gegangen und kam auch mit leeren Bauch wieder nachhause. Meine Eltern konnten es schlecht kontrollieren. Ich habe es so geschickt gemacht. Habe ihnen gesagt das ich bereits gegessen habe, oder einfach keinen Hunger hätte. Dafür habe ich immer 2 DM bekommen, damit ich mir beim Bäcker ein Brötchen kaufen durfte. Aber dieses Geld habe ich nie gebraucht und habe es immer zur Seite getan. Mittagessen habe ich in der Woche in der Schule bekommen. Aber da habe ich auch selten gegessen und wenn dann nur zwei, drei Gabeln und dann wollte ich nicht mehr. Mein Hungergefühl habe ich unterdrückt und mich mit Kaugummi kauen abgelenkt. Also meinen Eltern ist es nicht aufgefallen.
 Abends habe ich nur ein Brot gegessen und über den ganzen Tag hinaus habe ich auch nur "Schlückchenweise" Wasser getrunken. Wenn es hoch kam knapp 400ml. Was viel zu wenig ist! Schließlich war ich noch ein Kind und im Wachstum.
Das es nicht lange gut gehen würde, dass hatte ich nicht geahnt und auch nicht gewusst.
Kurz vor den Herbstferien wurde mir plötzlich im Klassenzimmer schwindelig. Ich konnte nicht mehr gerade stehen, meine Beine gleichten wie Pudding und alles drehte sich. Ich kann mich noch erinnern, dass mir in diesen Moment schwarz vor den Augen wurde. Als ich wieder zu mir kam, ich lag auf den Boden, vor mir stand meine Klassenlehrerin streichelte mein Gesicht und meine Haare, sie rief immer wieder meinen Namen. Sie rief  sofort meine Eltern an, dass sie mich abholen sollen und meine Eltern ließen alles stehen und liegen und kamen auch in kürzester Zeit in die Schule.
Die halbe Klasse stand um mich auch herum, sie haben mich an der Schulter und an den Händen gestreichelt. Eine neue Klassenfreundin frug mich, was ich für Sachen machen würde. Eine weitere neue Freundin musste wegen mir weinen, weil sie dachte ich würde sterben.

Die restlichen Tage vor den Ferien musste ich zuhause bleiben. Mein Arzt meinte, ich müsste mich erstmal wieder brappeln und zu Kräften kommen. Besonders langsam wieder ans Essen gewöhnen.
Mein Essverhalten glich schon an Magersucht, wenn man das schon als Magersucht betitel kann. Mir blieben nur zwei Möglichkeiten; entweder ich fange wieder an normal zu essen, oder ich komme in eine Klinik. DAS wollte ich nicht.
 Es gab für mich Brühe, Zwieback, Brötchen und mit der Zeit traute ich mich auch wieder an ein Stück Schokolade ran. Meine Mutter brachte mir Hähnchen und Pommes mit, mein Lieblingsessen. Oh Gott mir war das so im nachhinein peinlich. Aber ich wollte nicht mehr als "fett und dick" betitelt werden. Ich hatte so Angst das es wieder von vorne beginnt. Abgenommen hatte ich in diesen Zeitrum. Wie viel es waren, dass weiß ich nicht mehr. Lange Zeit, sehr lange litt ich unter Minderwertigkeitskomplexe. Ich fühlte mich zu dick. Das ging so lange, bis ich meinen ersten Freund mit 15 kennenlernte und er mir klar machte, dass ich eine super Figur habe.

Aber die neue Schulfreundin die mich während meines Zusammenbruchs die ganze Zeit betreute und meine Hand fest hielt, die hatte mich direkt am nächsten Tag angerufen und nach meinem Wohlergehen gefragt. Als ich auflegte, da war ich so gerührt und freute mich. So ein Erlebnis hatte ich noch gehabt. Einen Anruf von jemanden aus  meiner alten Klasse, dass wäre es undenkbar gewesen. Ich würde denen es auch heute noch zutrauen, dass sie mich alle samt ausgelacht hätten.
Meine neue Schulfreundin und ich haben oft telefoniert und haben uns für die Ferien privat verabredet, ich durfte zu ihr nachhause kommen und wir haben einen schönen Mädchen-Nachmittag verbracht. In ihr habe ich eine ganz tolle Freundin gefunden. Sie erzählte mir einiges über unsere Mitschüler aus unserer Klasse, welche sie bereits aus ihrer Grundschulklasse kannte. Erst von einem Mädchen, welches bei uns auch in der Klasse sei und auch auf Mobbing fixiert wäre. Das sie ihre Mitschüler gegen Geld und Materialien erpressen würde und erklärte mir, wie ich am besten gegen sie ankäme. Dann von einem Jungen, der sie früher über ihre Figur lustig gemacht und immer Gorilla nannte.
Irgendwann kam die Frage von ihr, warum ich alleine wäre und keinen weiteren aus meiner alten Klasse dazu bekommen hätte.Schließlich wurde man bei der Anmeldung auch befragt. Ich erzählte ihr, dass ich darüber froh sei und keinen von denen etwas zutun haben will. Das ich gemobbt wurde, Schläge einkassieren musste, meine Lehrerin mir nie glaubte, mich quasi von Kindern misshandeln lies und das ich zum Schluss geklaut habe. Sie winkte es locker weg. "Ach, wir sind alle keine Engel! Du warst alleine und hattest keine Freunde!"  sagte sie dazu.
Sie schenkte mir ihr vertrauen, worüber ich mich mega gefreut hatte.

Als die Herbstferien vorbei waren und ich zurück zur Schule musste, da hatte ich auch noch diese Angst gespürt. Angst wieder fertig gemacht zu werden. Ich hatte Angst, dass meine Mitschüler mich wegen diesen Zusammenbruch auslachen würden. Wobei meine neue Freundin mir erzählte, wie es danach weiterging nach dem ich von meinen Eltern abgeholt wurde und welche Sorgen meine Mitschüler über mich machten. So wirklich vorstellen konnte ich mir das allerdings nicht.
Bevor es zur ersten Stunde klingelte, da kamen viele Mädchen aus meiner Klasse auf mich zu.
Sie fragen mich, wie es mir geht und was los gewesen ist. Sie boten mir was zu Essen und zu Trinken an, damit ich nicht wieder umkippe. Auch meine Lehrerin freute sich mich wiederzusehen und sie bat mir an, wenn etwas ist das ich jeder Zeit und immer zu ihr kommen soll. Die Jungs aus meiner Klasse haben mich aus Spaß gebeten, dass ich noch mal umkippen könne, wenn eine Arbeit anstehen würde. Dann wäre die Stunde total verplant und bräuchten keine Arbeit schreiben. hehe!!
Auch am Sport-Unterricht hatte ich wieder Spaß empfunden. Wenn Völkerball gespielt wurde, dann wurden auch zwei Teams aufgestellt. Aber wir haben unter uns Schülern abgesprochen, wer ist schnell und wer ist langsam. Es wurde so aufgeteilt, dass beide Teams gleich viele starke und schwache Personen haben. So haben wir uns unter Schüler für unsere Teams geeinigt. Mein Sportlehrer bat mir an,  dass ich mich jeder Zeit auf die Bank setzen darf falls ich das Gefühl bekomme das es mir zu viel wird- auf Grund meines Zusammenbruchs, meine Lehrerin hat mit den anderen Fachlehrern darüber gesprochen. Auch den Lehrern unter sich war es nicht egal gewesen, was vor den Ferien bei mir vorgefallen war.
"Aber nein! Ich fühlte mich fit! Bitte lassen Sie mich dabei sein!" so habe ich meinen Sportlehrer angebettelt.
Ich wollte dabei sein!! - Endlich, darf ich dabei sein!!!
Keiner hatte was gegen mich.!!! Keiner hat sich über mein Körper lustig gemacht, wenn ich gerannt bin!! Keiner hatte mir Schläge angedroht, weil ich zu schnell ausgeschieden bin! Zum ersten mal fühlte ich mich befreit! Wenn ich meinen Namen gehört habe, dann klang es sehr wohlklingend wie Musik in meinen Ohren. Nicht mehr angenervt.

Sehr schön fand ich auch unsere erste gemeinsame Klassenfahrt. Es gab eine Disco und wir Mädchen haben uns auf unser Zimmer zurecht gemacht und unsere Klamotten getauscht. Es entwickelte sich zur einer Modenshow. Erstaunlicherweise trugen wir fast alle die gleiche Kleidergröße.
Es gab mir das Gefühl und eine Art Bestätigung, dass ich nicht dick bin. Sondern normal gebaut.
Ich habe so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie schon lange nicht mehr. Was mir gut steht und was nicht. Alte Tshirts aus meiner Grundschulzeit, welche ich mit im Gepäck hatte fanden meine neuen Mitschülerinnen schön und trendy. Während damals die anderen es als für hässlich empfunden haben.
Um 180° habe ich mich ge und verändert. Die alte, eingeschüchterte und verängstigte Mädchen gab es nicht mehr!!


Fast 30 Jahre hatte ich meine Ruhe gehabt. Ich habe weder was von meiner alten Grundschulklasse was gehört, noch wen getroffen. Ich wollte es auch nicht. Wenn ich keine Einladung zu einem Klassentreffen bekommen habe, dann hat mich es auch nicht gejuckt. Die können mich mal und ich brauche sie auch nicht mehr wieder!:-P
Aber es gibt auch welche, die mich nach langer Zeit wieder getroffen haben.Sie sind erstaunt, wie ich mich entwickelt habe.  Da gibt es auch liebe Komplimente und auch die Geschichte mit dem Etui ist schon verziehen. Man darf nicht vergessen, wir waren zu diesen Zeitpunkt alle Kinder und jeder macht mal Fehler!


Natürlich gibt es auch vereinzelte, die noch heute total verbissen, nachtragend sind und immer noch sagen;
ich wäre damals selber schuld gewesen, ich hätte es nicht anders verdient usw.
Die krasseste Aussage, die hätte mir nie was getan. Auch daneben stehen und Beifall klatschen, anfeuern ist genauso schlimm! Es gibt für das Opfer das Gefühl, als würden andere mit prügeln!!!
Also in meinen Augen sind sie immer noch im Jahr 1991 stehen geblieben und nicht im Jahr 2018 angekommen. Nach fast 30 Jahren immer noch so zu sein, dass begreife ich bis heute nicht?? Muss ich auch nicht. Immerhin habe fast 30 Jahre meine Ruhe vor denen gehabt und lege keinen Wert mit denen befreundet zu sein. Für mich sind es ganz einfach: fremde Menschen geworden, die nicht kenne und auch nicht mal kennen will!
Warum sollte ich denen verzeihen, die mir so viel leid und Schmerzen zugefügt haben?
4 Jahre  meiner Kindheit genommen haben. 4 Jahre verlorene Zeit die mir keiner wiedergeben kann. 4 Jahre nur Angst, Schläge einkassiert, gehänselt und gequält wurde.
Ich bin stolz auf das was ich heute bin, was ich habe. Einen abgeschlossenen Beruf, glücklich verheiratet, drei Kinder, einen festen Arbeitsplatz mit lieben Arbeitskollegen.
Mein Selbstbewusstsein habe ich mir nach und nach mit den ganzen Jahren über selber aufgebaut und das Vertrauen zu vielen anderen gewonnen.
Auch zu meiner Grundschullehrerin habe ich keinen Kontakt. Meine Mutter und ich sind ihr einmal beim Arzt in der Praxis begegnet. Da wollte meine damalige Grunschullehrerin tatsächlich von mir wissen, wie ich mich so in der weiterführenden Schule machen würde. Meine Mutter antwortete nur:
"Besser, als bei Ihnen in der Klasse und mehr geht Ihnen auch nichts an !!"
BÄÄMMM! Das hat gesessen! Die Kinnlade meiner damaligen Lehrerin ging bis zu ihren Knie runter, es war für mich ein Triumph! Ich schaute sie mit einen Siegerlächeln an. So nach dem Motto: Denkste!!

Ebenso auch das eine Mädchen, was heute ebenfalls eine Erwachsene Frau geworden ist, meinen Namen trägt ,wegen ihr alles anfing und ich ihr alles zu verdenken habe - sie schaut mich nicht mehr mit dem A**** an, wenn sie mir in der Stadt entgegen kommt. Dann mit gesenkten Kopf geht sie an mir vorbei. Nach diesen Schulwechsel haben wir nichts mehr zu sagen gehabt.- eigentlich noch nie. Aber seit dem kann sie mir nicht mehr ins Gesicht schauen. Ob sie sich schämt? Ich weiß es nicht?! Nur das ihre Handlung feige ist!

Da ich Mutter von drei Kindern bin, passe ich um so mehr auf und bei mir geht es sofort auf Alarmstufe, sofern es heißt: Eines meiner Kinder wird geärgert und gehänselt!

Ich bin froh, dass mit der Zeit immer mehr Anlaufstellen und Hilfsorganisationen gibt. Auch als Austausch auf Social Media mit Gruppen in dem sich ebenfalls Eltern und Schüler Hilfe holen können.
Mobbing ist im übrigen eine Straftat geworden. Auch wenn Grundschulkinder nicht dafür belangt werden können, aber dafür die Lehrer und ggf. auch die Schulleitung.
Ich wünschte das hätte alles damals gegeben. Dann wäre mir vieles erspart geblieben und man hätte mich in Ruhe gelassen.

Mein Appell an die anderen!!!!
BITTE SCHAUT NICHT WEG UND IGNORIERT ES NICHT!! BITTE ACHTET WACHSAM AUF EURE KINDER!! AUGEN UND OHREN OFFEN HALTEN!!
Egal ob sie selber ein Opfer sind, versucht zu helfen und nimmt Hilfe von außen an! Selbst wenn ihr einen Anwalt nehmen müsst, euer Kind ist möglicherweise in Gefahr und es schafft nicht alleine da raus!!

Auch wenn ihr Kinder habt die dazu anstiften zu mobben, nimmt es ernst und erklärt sie darüber auf, was man damit den anderen antun kann.

Nur gemeinsam kann diesen Teufelskreis durchbrechen. Unsere Welt hat kein Platz für Mobbing!!







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