Geburtsbericht von Louis Maximilian



Hier ist der versprochene Geburtsbericht von meinem Sohn.
Ich habe lange mir die Mühe gemacht wie ich es schreiben soll. Denn ich möchte weder was beschönigen, noch anderen Angst einjagen. Außerdem ist sowas auch ein intimes Erlebnis, was mehr ins persönliche rüber geht.
Aber dennoch möchte ich gerne darüber berichten. Denn jede Geburt ist anders und etwas sehr schönes.


Es begann am Samstag den 9.5.2015. Ich musste ins Krankenhaus zur CTG-Kontrolle, weil ich einen Tag über den errechneten Termin war. Also fuhren mein Mann und ich gegen Vormittag ins Krankenhaus. Eine Hebamme hat uns herzlich empfangen, hatte mich ans CTG angeschlossen und es verlief wie sonst auch . Die Herztöne vom kleinen Mann waren ok. Aber ich hatte keinerlei Anzeichen von Wehen gehabt. Für mich lag die Geburt wirklich in weiter Ferne. Denn einen Tag davor war ich bei meiner Frauenärztin gewesen und sie sagte mir das der Kopf des Kindes noch nicht den Becken erreicht hatte. Ich war sehr frustriert gewesen.
Nach der CTG-Kontrolle sind mein Mann und ich wieder nachhause gefahren. Auf dem Heimweg merkte ich zwar Wehen, aber es war schon anders als sonst. Ich würde es eher als krampfartiges Ziehen beschreiben. Es war stärker und es zog sehr nach unten. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Zuhause angekommen habe ich es mir auf der Couch gemütlich mit meinem Ipad gemacht. Hin und wieder merkte ich wieder dieses starke Ziehen, aber für mich war es nichts von Bedeutung.
Denn es kam vll. pro Stunde so ein krampfartiges Ziehen und dann war auch wieder gut gewesen.
Gegen Abend bin ich ganz normal ins Bett gegangen und konnte auch gut einschlafen. Während in der Nacht merkte ich stündlich stärkeres Ziehen und hatte dabei auch diese Krämpfe gespürt. Es tat so weh, dass ich jedesmal davon wach wurde.

Am Sonntag um 6 Uhr morgens bin ich aufgestanden. Erstens konnte ich nicht mehr liegen, meine Blase drückte, ich musste zur Toilette und dann hatte ich auch noch durst gehabt.Also das übliche Ritual während meiner gesamten Schwangerschaft.
Kaum war ich in der Küche, da hatte ich noch nicht mal die Wasserflasche angesetzt da machte es auf einmal bei mir "PLATSCH". Meine Schlafanzugshose und Schlüpfer waren pitsche nass, der Küchenboden war nass und ich rannte ins Schlafzimmer um meinen Mann zu wecken. Er stand nur noch senkrecht im Bett und rannte zum Telefon um für mich einen Krankentransportwagen liegend zu bestellen. Denn meine Frauenärztin hatte mir dies empfohlen, da der Kopf noch nicht fest unten war. Die Sanitäter kamen recht zügig. Ich hatte noch nicht einmal die Chance gehabt mir die Zähne zu putzen. Trockene Sachen anziehen konnte ich auch vergessen, denn es lief immer noch Fruchtwasser aus mir heraus. Also habe ich nur meinen Bademantel drüber gezogen, dann ging es für mich auf die Liege und dann ab ins Krankenhaus. Mein Mann fuhr mit seinem Auto parallel hinterher. Im Kreißsaal haben wir uns dann wieder gesehen. Eine Hebamme begrüßte mich und fragte mich nach meinem Wohlergehen. Ich erzählte ihr das die Fruchtblase geplatzt sei und das ich die Nacht über diese krampfartiges Ziehen hatte. Also schloss sie mich am CTG an und es waren auch schon deutlich Wehen zu erkennen. Diese spürte ich auch. Diese waren so ca. alle 20 Minuten. Anschließend hatte sie mich untersucht und es stellte sich heraus das der Muttermund bereits einen Zentimeter geöffnet war. Da es erst hieß, dass es sich die Geburt erst gegen Abend hinaus zögert sollte ich erstmal auf Station gehen, ordentlich frühstücken, zwischendurch im Zimmer auf und ab bewegen und nach einer Stunde wiederkommen.
Kaum war ich auf der Station angekommen merkte ich das die Wehen immer häufiger und Schmerzhafter wurden. Es tat so weh das ich nur auf Zehenspitzen laufen konnte.
Eine Schwester zeigte mir mein Zimmer und dann durfte ich mich am Frühstucksbuffet bedienen. Viel habe ich nicht runter bekommen. Ein halbes Brötchen habe ich mit Mühe und Not gegessen. Mehr war bei mir nicht drin, da die Schmerzen meinen Hunger überdeckte. Mein Mann war so lieb und packte meine Sachen aus der Kliniktasche in den Kleiderschrank. Ich bin zwar in meinem Zimmer immer auf und ab gegangen, aber da merkte ich das die Wehen alle 4-6 Minuten schon waren. Also hieß es eine Schwester bescheid geben und wieder runter in den Kreißsaal. Egal ob die eine Stunde schon vorbei war oder nicht.

Im Kreißsaal angekommen musste die Hebamme mich erstmal trösten. Ich war so fix und fertig von den Weg von der Station bis zum Kreißsaal und die Schmerzen wurden unerträglicher. Sie begleitete mich zum Wehenzimmer und hatte mir das CTG wieder angelegt. Sie fragte mich ob ich eine PDA haben möchte, wenn es die Zeit erlaubt. Ich war damit einverstanden gewesen und sie gab den Bogen meinen Mann. Er füllte es für mich aus und ich habe es nur unterschrieben. Ich war gar nicht dazu in der Lage mir etwas durchzulesen, geschweige denn irgendwelche Kreuzchen zu machen. Die Wehen wurden immer mehr und schmerzhafter, dass ich wirklich dachte ich gehe kaputt. Die Hebamme untersuchte erneut meinen Muttermund und er war schon auf  4 Zentimeter geöffnet. Mein Mann holte noch auf die schnelle meine Schwiegermutter ab, denn sie wollte auch bei der Geburt dabei sein. Als beide bei mir im Wehenzimmer waren, heiß es abwarten. Plötzlich merkte ich das mein Kreislauf absackte und auf einmal stand ein Team voller Ärzte um mein Bett herum. Die Hebamme sagte zu mir, dass das Kind plötzlich Stress im Bauch macht. Die Herztöne waren auf einmal für längere Zeit am CTG verschwunden gewesen. Ich musste mich paar male hin und her mit meinem Körper drehen. Dann waren die Herztöne wieder da und alles verlief wieder normal ab. Die Chefärztin die dabei war drohte mir an einen Kaiserschnitt durchzuführen, falls es wieder erneut passieren sollte. Ich war zwar im ersten Moment erschrocken gewesen, als ich den Begriff "Kaiserschnitt" hörte. Aber zu diesem Zeitpunkt wäre mir das lieber gewesen. Damit ich diesen Wehenschmerz los wurde. Aber es hat sich zum Glück noch mal zum Guten gewendet. Der kleine Mann hat sich schnell wieder berappelt und die normale Geburt konnte weiter fortgeführt werden.
Denn ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust auf einen Kaiserschnitt gehabt. Weder auf eine erneute Narbe, noch auf diesen blöden Blasenkatheter.

Um 13 Uhr. Dann kam endlich der erste erlösende Moment für mich. Die PDA konnte bei mir gelegt werden.
Ich hatte einen sehr guten Chef-Anästhesiearzt gehabt, welcher mir die PDA super legte. Ich merkte nur einen kleinen Pickser am Rücken. Bevor er sie mir legte hatte er meinen Rücken mit Desinfektionsspray eingesprüht. Das tat so gut, dass ich ihm bat eine Weile so weiter zu machen. Dies tat er auch. Mir war so warm gewesen und ich sehnte mich nach einer Abkühlung.
Nach dem die PDA gelegt wurde, war auch Schichtwechsel bei den Hebammen. Die Hebamme die bei mir einen Tag davor das Kontroll-CTG gemacht hatte, hatte dann Dienst gehabt. Sie war erstaunt gewesen, als sie mich da liegen sah und sagte zu mir: " Oh, dass ging jetzt aber schnell bei Ihnen".
Um 13. 40 Uhr. Da die PDA bei mir schon wirkte und ich auch etwas zur Ruhe kommen sollte, bat die Hebamme meine Schwiegermutter und meinen Mann für ein bis zwei Stunden nach Hause zufahren. Damit wir uns alle mal erholen konnten.  Dies taten sie dann auch. Kaum waren die beiden so ca. 20 Minuten verschwunden gewesen, da untersuchte mich die Hebamme und siehe da- der Muttermund war auf 10 cm geöffnet und das Köpfchen konnte man ertasten. Und ich; " Oh nein und mein Mann ist gerade weg." Die Hebamme sagte zu mir: " Dann rufen sie ihn an und sagen sie ihm das er zurück kommen kann. Aber er braucht sich nicht überschlagen, es ist noch etwas Zeit." Sie gab mir ihr Diensttelefon und ich rief meinen Mann an. "Schatz, du kannst mit Schwiegermutter zurück kommen. Der Louis ist halb unterwegs, aber fahr vorsichtig" sagte ich ihm an Telefon. Mein Mann "alles klar, wir kommen". Es hat gerade mal 10 Minuten gedauert und da waren beide auch schon wieder im Kreißsaal.

Um 15 Uhr merkte ich das ich einen komischen Druck nach unten hatte. Es war so als wäre ich Tagelang nicht mehr auf die Toilette gewesen. Ganz komisch zu beschreiben. Meine Schwiegermutter holte die Hebamme. Da kam dieser Moment auf den ich sehnlichst gewartet habe. Die Hebamme machte die Wärmelampe an, legte Handtücher und Kleidung raus. Dann sagte sie zu mir: "Wenn sie das Bedürfnis haben zu drücken, dann machen sie es.
Und ich drückte und merkte nur Schmerzen. Da wurde ich schon das erste mal kiebig. "Aua! Das tut weh.!" Und dann weiter, und weiter, und weiter musste ich drücken. Da fing ich schon an zu heulen.
"Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich habe keine Lust mehr und ich will jetzt nachhause!" motze ich rum. Da wurde die Hebamme wütend und fauchte zurück ; " Kann ich nicht, will ich nicht. Gibt es nicht bei einer Geburt. Und nachhause können Sie am Mittwoch und jetzt los!"
Da habe ich aber gepresst. Mein Mann hielt meine  Hand und presste mit. Meine Schwiegermutter sagte leise aus lauter Freude zu mir: "Man sieht das Köpfchen, du hast es gleich geschafft."
Ich war so im Trance vor lauter pressen, dass ich gar nicht gemerkt habe das der kleine Mann halb da war. Dann hieß es einmal hecheln und dann noch zwei mal pressen. Schwubbdiwupp und Louis war da.
16:05 Uhr!!

Es war eine sehr laute Begrüßung vom Louis. Er schrie sofort. Dies gab mir ein sicheres Gefühl.
Mein Mann und meine Schwiegermutter konnten ihre Tränen nicht zurückhalten.
So schön war dieser Moment. Ich habe nicht geweint. Ich war nur froh, dass der kleine Mann gesund und munter aus mir heraus war.

Viele Frauen sagen, dass der Schmerz hinterher vergessen sei. Aber ich kann diese Schmerzen bis heute nicht verdauen. Ich bin vieles an Schmerzen gewöhnt und kann vieles aushalten. Aber das hat wirklich meine Grenzen übertrumpft. Dennoch bin ich froh, dass alles so schnell und ohne Saugglocke oder sonstiges verlaufen ist.

Hinterher habe ich mich sofort bei der Hebamme entschuldigt für mein zickiges Verhalten ihr gegenüber. Aber sie nahm es zum Glück gelassen und mit Humor.

2 Stunden nach der Geburt waren wir noch im Kreißsaal. Ich musste etwas von einer Ärztin genäht werden. Nicht schlimm, zum Glück hatte ich noch etwas von der PDA übrig gehabt. Deshalb habe ich auch davon nichts gemerkt. In der Zeit hatte auch den kleinen Mann auf den Arm gehabt. Er war lieb. Er hörte nur meine Stimme und war sofort ruhig. Mit Hilfe der Hebamme habe ich auch versucht den Louis zu stillen. Leider war er wohl zu satt vom Fruchtwasser gewesen und wollte keinen Tropfen von mir haben. Aber oben auf der Station, da hat er richtig rein gehauen.
Ich aber auch. Man hatte ich Kohldampf gehabt und Durst. Innerhalb von einer Stunde habe ich zwei Flaschen Mineralwasser leer getrunken.

Diesen Tag werde ich nie vergessen. Ein Muttertagskind und genau an diesem Tag hätte auch meine Ur-Oma Geburtstag gehabt. Sie wäre 116 Jahre alt geworden und sie hätte sich mega gefreut, mit ihrem Ur-Ur-Enkel ihren Geburtstag zu teilen.






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