Kinderwunsch, Fehlgeburt und die Zeit danach

Es ist kein Geheimnis mehr bei mir bevor Louis auf die Welt gekommen ist, hatte ich eine Fehlgeburt gehabt. Mit diesem Blogeintrag möchte ich kein Mitleid oder gesonderte Aufmerksamkeit erregen.
Sondern anderen Frauen bzw, auch Paare Mut zusprechen und denen das Gefühl geben das sie damit nicht alleine sind. Außerdem möchte ich auch gerne anderen die dieses Schicksal (zum Glück nicht hatten) die Augen öffnen. Denn eine Fehlgeburt ist eines der schlimmsten Situationen, welche eine Frau in ihren Leben durchmacht.

Was davor geschah;
mein Mann und ich sind schon seit 6 Jahren zusammen und davon 4 Jahre verheiratet.
Den Kinderwunsch hatten wir schon lange gehabt. Aber wir waren nicht so sehr darin versteift gewesen. Denn wir haben uns gesagt;
Wenn es klappt, dann ist sehr schön. Falls nicht, dann ist es auch ok. Wir machen uns da keinen Stress!

Dies änderte sich schlagartig Mitte April 2014.

Mein Mann und ich kehrten gerade von unserer Reise zurück von Dubai und den Malediven. Während dieser Zeit, hätte ich eigentlich meine Periode bekommen müssen. Jedoch blieb sie aus und ich habe mir nichts dabei gedacht. Denn ein starker Klimawechsel beeinflusst auch die Hormone und da kann es passieren, dass sie sich verschiebt bzw. verspätet.
Kaum waren wir eine Woche wieder Zuhause gewesen und haben unseren Alltag mit der Arbeit wieder begonnen, merkte ich das ich irgendwie anfing krank zu werden. Mir war morgens übel gewesen, zwischendurch am Tag spielte mein Kreislauf doof und ich fühlte mich nur noch schlapp.
Also war ich bei meinem Hausarzt und er meinte, es käme noch von dem Jetlag und dies würde sich mit der Zeit wieder geben. Darauf hin hatte er mich für drei Tage krank geschrieben, damit mein Körper sich erholen soll. Jedoch merkte ich keine Besserung und die Symptome waren immer nach diesen drei Tagen da. Mein Mann hatte eine Vorahnung gehabt, dass ich evt. schwanger sein könnte. Denn alles sprach dafür. Also kaufte ich mir einen Schwangerschaftstest und führte den Zuhause durch. Mein Mann war dabei und konnte mit mir zusammen das Ergebnis abwarten. Und siehe da; es waren zwei dicke Striche auf dem Teststreifen. Mit anderen Worten- ich war schwanger!
Direkt am nächsten Tag war ich bei meiner Frauenärztin gewesen und sie hatte die Schwangerschaft bestätigt. Ich war schon bereits in der 6 Woche schwanger gewesen. Beim Ultraschall sah ich dieses kleine Würmchen und das Herz schlug fleißig.  Mein Mann und ich haben uns so sehr darüber gefreut, dass wir es sofort in unseren Familien und Freundeskreis erzählen mussten.
Endlich hat es bei uns geklappt. Das warten hat ein Ende und wir freuten uns auf unser Baby.

14 Tage später merkte ich, dass irgendwas in meinem Körper nicht stimmte, mir war leicht unwohl. Ich hatte komische Krämpfe am Unterleib bekommen und ich dachte nicht das es etwas schlimmes sein könnte. Denn gerade in der Schwangerschaft kann es öfters vorkommen, dass es mal hier und mal dort zieht und zwickt.

Als ich zur nächsten Kontrolluntersuchung bei meiner Frauenärztin war, merkte ich wieder dieses unwohle Gefühl in mir und ich bekam wieder diese Krämpfe am Unterleib. Mein Mann war mit dabei gewesen und wollte auch unbedingt das Würmchen am Ultraschall sehen. Als mein Name aufgerufen wurde und wir ins Behandlungszimmer durften, sagte die Frauenärztin zu mir das bei mir im Urin Blut festgestellt wurde. Was es genau ist und ob es gut oder bösartig ist, dass konnte sie mir noch nicht sagen. Dafür musste ein Ultraschall gemacht werden. Und als das Ultraschall gemacht wurde,da kam das böse erwachen..
Es war nur noch ein grauer Schatten zu erkennen und es war nichts von einem Herz zu erkennen gewesen.
Die Ärztin setzte ihre Brille ab und da habe ich schon geahnt, dass dies nichts gutes bedeutete.
" Ich habe keine gute Nachricht für Sie! Sie haben eine Fehlgeburt.!" sagte sie in einem ruhigen Ton zu mir.
Für mein Mann und für mich brach eine Welt zusammen. Die Vorfreude über unser Baby war wie eine Seifenblase zerplatzt.

Am nächsten Tag musste ich nüchtern ins Krankenhaus. Denn ich musste ausgeschabt werden und ich habe mich für diese Behandlung mit einer Vollnarkose entschieden. Da ich so wenig wie möglich davon was merken wollte.
Schlimm war für mich, dass die gynäkologische Station direkt neben der Entbindungsstation war.
Ich hörte die Neugeborenen schreien und das war fies und es tat in meiner Seele weh.
Ich grübelte, was habe ich falsch gemacht? Warum darf ich dieses Baby nicht gesund und munter wie jede andere Mutter austragen? Fragen über Fragen..
Die Ärztin, welche mich im Krankenhaus behandelt hatte meinte zu mir, dass würde an der Natur liegen. Wenn die Natur meint, es würde etwas nicht stimmen dann bricht sie von alleine ab.
Einen wirklichen Grund, warum es zu einer Fehlgeburt kam das konnte sie mir nicht sagen. Man kann als schwangere Frau noch so vorsichtig sein, aber das ist keine Garantie das nichts passieren könnte.

14 Tage nach der Fehlgeburt war ich krank geschrieben gewesen.
Mein Körper konnte sich zwar gut von der Fehlgeburt und der Ausschabung erholen, aber nicht meine Seele. Ein normales Leben wie davor konnte ich nicht mehr führen. Ständig wurde ich mit der Fehlgeburt konfrontiert.
Es tat weh, wenn ich schwangeren Frauen in der Stadt gesehen habe oder frisch gebackene Mamas mit deren Kinderwagen unterwegs waren. Ich war frustriert, traurig und wütend zu gleich.
Ganz schlimm empfand ich, wenn ich Sätze in meinem Umfeld gehört habe wie;
* Du bist doch noch jung und du kannst noch viele Kinder bekommen. Das nächste mal wird es bestimmt klappen.
* Du hast doch bereits eine gesunde Tochter.
* Es war doch noch gar nichts. Schlimmer ist es wenn es viel später passiert wäre.
Manchmal hätte ich gerne gesagt; Halt doch einfach mal dein blödes Mundwerk!!
Man kann ein Wunschbaby nicht mit einem Gebrauchsgegenstand vergleichen! So nach dem Motto, wenn es kaputt ist dann kaufen wir eben halt ein neues.
Genauso auch, wenn manche sagen; in der 8 SSW. war doch noch gar nichts.
Doch! Es war was! Es war mein Baby was unter meinem Herzen war! Ich habe das Herz schlagen sehen und eine gewisse Bindung zum ungeborenen Baby aufgebaut. Ich habe es geliebt und ich liebe es heute auch noch!
Natürlich habe ich bereits eine Tochter und ich bin Gott dankbar dafür das sie gesund ist. Aber dieses Baby was nicht auf die Welt durfte, dass darf ich nie kennenlernen. Ich werde nie erfahren wie es aussieht, kommt es nach mir oder nach meinen Mann? Ich werde nie wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen geworden wäre, Und das schlimmste ist, ich durfte es noch nicht einmal in meinen Armen halten!!!
Man sagt, die Zeit heilt die Wunden. Jedoch hatte ich das Gefühl gehabt, dass meine Wunde nie heilen wird. Meine Seele war mit einem Schlag eingesperrt gewesen. Jemand der wegen Steuerhinterziehung oder Körperverletzung im Gefängnis sitzt, der weiß genau den Tag in dem er wieder frei kommt. Ich selber kenne mein Datum nicht und weiß nicht ob ich jemals wieder da raus komme! Diese schlimme Ereignis wird mich mein Leben immer begleiten!!!

Ich weiß, dass ich mit diesem schweren Schicksalsschlag nicht alleine bin. Auf Facebook habe ich viele Gruppen und Seiten mit Frauen gefunden, welche genau das gleiche durchgemacht haben wie ich.
Es gab sehr viele und hilfreiche Tipps, man gibt sich gegenseitig Trost und muntert sich auf.
Einen Ratschlag habe ich auch umgesetzt. Da es nie wirklich eine Verabschiedung von meinem ungeborenen Baby gab, habe ich bei uns im Garten einen schönen Platz ausgesucht und da ein kleines Bäumchen eingepflanzt.  Da unser Sternchen auch nicht immer nur Sternchen genannt wird. Haben wir uns einen Namen ausgesucht. Lilly. Denn ich habe irgendwie gespürt, dass es ein Mädchen geworden wäre.
Somit konnte ich auch für mich eine Art Abschluss finden, auch wenn es mich ein lebenlang begleiten wird. Aber es machte die Situation erträglicher.


Nach der Ausschabung hat sich mein Zyklus wieder sehr schnell normalisiert. Mein Mann und ich haben uns geeinigt es weiter ohne medizinische Hilfe zu versuchen. Mir fiel es schwer, keinen Druck und Stress auszuüben. Mein Wunsch war es, so schnell wie möglich wieder schwanger zu werden. Aber jeder weiß, dass es so nicht funktionieren kann. Also habe ich versucht mich parallel abzulenken. Zum Glück bietet meine Arbeitsstelle sehr viel Ablenkung an. So das ich mich nicht mehr auf meinem Wunsch versteife.

Knapp vier Monate später wurde ich wieder schwanger. Wieder in der 6ten Schwangerschaftswoche wurde diese Schwangerschaft von meiner Frauenärztin bestätigt. Jedoch hielt sich meine Freude in Grenzen und ich konnte mich nicht wirklich auf diese Freude einlassen.
Da hatte ich besonders große Angst gehabt, dass es wieder zu einer erneuten Fehlgeburt kommen könnte.
Meine Frauenärztin konnte mir nicht versprechen und auch nicht garantieren, dass es nicht wieder passieren wird. Bei jeden Termin hatte ich Angst gehabt, dass evt. wieder kein Herzschlag zu sehen ist. Aber wenn ich gesehen hatte, dass das Herz vom Louis fleißig schlug. Da fielen mir viele Steine vom Herzen und ich konnte mit einem Lächeln wieder nachhause gehen.
Auf ihre Empfehlung, habe ich von meinem Arbeitgeber ein Beschäftigungsverbot geben lassen. Alleine aus dem Grund, dass ich während der gesamten Schwangerschaft nicht mehr mit schweren Tätigkeiten konfrontiert werde, welche meiner Schwangerschaft gefährden könnten. Außerdem konnte ich mich mehr auf meine Schwangerschaft einlassen und viel Ruhe gönnen.

Ab der 18 SSW. konnte ich das erste mal Louis in mir spüren. Er war immer sehr aktiv gewesen und das gab mir die Sicherheit, dass es ihm bei mir im Bauch gut geht. Von da an verflog die Angst in mir und ich konnte mich mehr auf mein Baby freuen.

Nun ist Louis drei Monate alt. Gesund und munter. Er bereichert unser Leben und wir sind so glücklich.
Jedoch wird unsere Lilly nicht in Vergessenheit geraten. Sie wird immer was besonderes bleiben. Denn sie war auch unser Wunschkind, auch wenn wir sie nie kennen lernen durften.
Aber eines ist sicher; wenn ich später im Himmel bin, dann wird sie vor mir stehen und dann werde ich wissen wie sie aussieht.










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